5. März 2014

Amnesie in grün: Die "Ballinufer"-Vision

Begeistert berichtet die örtliche Lokalpresse über einen Vorschlag der Hamburger Grünen, das Ufer der Binnenalster von einem Straßenraum zu einem Grünzug umzugestalten. Am Ballindamm sollen Fahrbahnen wegfallen und stattdessen ein Park entlang des Wassers entstehen. "Das Ballinufer kann mit seiner angenehmen Abendsonne zu einer der schönsten Erholungsflächen in Hamburg werden" lassen sie verlautbaren und damit man es auch ja versteht, werden bunte Zeichnungen voller Federball spielernder, schaukelnder und auf dem Rasen dösender Naherholungsuchender gezeigt.

"Ballinufer"-Vision der Grünen

Mir ist diese Idee ein Graus. Ich möchte nicht auch noch mitten in der Innenstadt mit der ohnehin an allen Ecken und Enden wuchernden Freizeitgesellschaft voller Casualweargrauen, Frisbeeattacken und Grillrauchvergiftung belästigt werden. Hamburg hat zahlreiche Parks in allen Stadtteilen, in denen man dem Müßiggang frönen kann. Warum ausgerechnet hier? Die Vision der Grünen zeugt vor allem von Populismus und ihrem alten Hass auf die Stadt aus Asphalt und Beton. Darüber hinaus ist sie ein Dokument fehlender Orts- und Geschichtskenntnis: Die Binnenalster mit ihren Kontor-, Waren- und Bürohäusern war traditionell städtisch, die Außenalster mit ihrem Alstervorland und dem Alsterpark immer ländlich geprägt. Es ist dieser Kontrast, der Hamburgs Zentrum so einzigartig macht. Ihn aus falsch verstandener Naturliebe zu egalisieren, in dem man alles eingrünt, passt in eine Zeit, in der alles, was grün auch automatisch gut ist. Hamburgs Charakter aber wird darunter leiden.

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